Prävention bei Kindern Was der Landkreis gegen Schulabbrüche, Drogen, Gewalt oder Internetsucht tun will

Der Landkreis Heidenheim, Round Table und Papilio schließen bundesweit einzigartige Kooperation.

Anfang Februar schlossen der Landkreis Heidenheim, Round Table 125 und das Sozialunternehmen Papilio einen Kooperationsvertrag, der bundesweit einmalig ist: Sie wollen, dass Kinder bis neun Jahren in Kitas und Grundschulen nach dem Konzept von Papilio gefördert werden.

Auf lange Sicht versprechen sich die Partner von dieser frühen Förderung den besten Ansatz, um späteren Problemen wie Schulabbrüchen, Drogen, Gewalt oder Internetsucht vorzubeugen.

Hilfe für Kinder unabhängig von ihrer Herkunft

Viele Studien belegten, dass die genannten Probleme häufiger auftreten, wenn Kinder in schwierigen finanziellen und sozialen Umständen aufwachsen. „Wir können aber nicht hinnehmen, dass die Zukunftschancen von Kindern dadurch bestimmt werden, in welche Verhältnisse sie hineingeboren werden“, erklärt Peter Barth, kommunaler Suchtbeauftragter im Landratsamt Heidenheim. „Wir können an vielen Beispielen sehen, dass wir hier so früh wie möglich ansetzen müssen.“

Genutzt werden dazu die Papilio-Programme für Kinder in Krippen, in Kindergärten und in Grundschulen. Erzieher und Lehrer würden fortgebildet und bekämen Methoden und Handwerkszeug an die Hand, mit denen sie die Kinder fördern, so Ruth Siemes-Frömmer, Sozialpädagogin und pädagogische Leitung bei Papilio. „Die Programme kommen in den Kitas und Grundschulen gut an und sie bringen den Pädagogen spürbare Erleichterung. Denn wenn Kinder besser mit sich und anderen umgehen können, wird auch der Kita- oder Schul-Alltag harmonischer.“ Die Kinder fühlten sich wohler, entwickeln sich besser, störten weniger und erzielten am Ende bessere Schulergebnisse.

Landkreis war in Sachen Prävention Vorreiter

Die besondere Kooperation hat eine Vorgeschichte. Der Landkreis Heidenheim hat bereits vor zehn Jahren, als erste Kommune in Baden-Württemberg, die Initiative für Prävention in Kindergärten ergriffen, und ebenso lange fördert Round Table 125 die Papilio-Fortbildungen. „Wir sind von dem Konzept voll überzeugt, deshalb machen wir hier den nächsten Schritt“, sagt Round-Table-Präsident Kenny Flack und fügt hinzu: Nur wenn das Programm dauerhaft laufe, werde sich etwas für die Region ändern. Letztlich nutze Papilio allen Kindern. „Aber uns geht es besonders um die, die nicht von Geburt an Glück hatten.“

Kitas und Grundschulen, die an Papilio-Fortbildungen interessiert sind, können sich im Landratsamt Heidenheim bei Alexandra Floruß, Fachberatung für Kindertageseinrichtungen Landkreis Heidenheim, unter Tel. 07321.321-2274 oder a.floruss_at_landkreis-heidenheim.de melden.

Bisher wurden im Landkreis Heidenheim 97 Kindergarten-Fachkräfte in Papilio fortgebildet. Sie haben über die Jahre hochgerechnet 4850 Kinder gefördert.

Deutschlandweit hatten inzwischen mehr als 380 000 Kinder mit Papilio Kontakt, mehr als 7000 Erzieherinnen und Lehrkräfte wurden dafür geschult.

 

WAS IST "PAPILIO"?

Papilio ist ein pädagogisches Programm für Kindergärten zur Primärprävention von Verhaltensproblemen und zur Förderung von sozial-emotionaler Kompetenz. Ziel ist die psychosoziale Gesundheit der Kinder zu fördern damit sie später die Möglichkeit haben den Risiken die zu Sucht- und Gewaltverhalten führen können selbstbewusst zu begegnen.

SUCHT- UND GEWALTPRÄVENTION IM KINDERGARTEN

Warum setzt Papilio so früh an wo doch im Kindergartenalter nicht von Sucht und Gewalt gesprochen werden kann? Es gibt bestimmte Problemverhaltensweisen die später zu Sucht- und Gewaltbereitschaft führen können. Grundlegende soziale Verhaltensweisen lernt der Mensch nach Erkenntnissen der Entwicklungspsychologie im Kindergartenalter. Maßnahmen zum Aufbau von Schutzfaktoren die zur Vermeidung von Sucht- und Gewaltverhalten beitragen müssen also bei den 3- bis 7-Jährigen ansetzen. Was in dieser frühen Zeit versäumt oder falsch gelernt wurde ist später nur schwer nachzuholen oder zu korrigieren.

ERZIEHERINNEN – KINDER – ELTERN

Papilio setzt auf drei Ebenen an: der ErzieherInnen- der Kind- und der Elternebene. ErzieherInnen sind die zentralen MultiplikatorInnen des Programms. Sie bilden sich im entwicklungsfördernden ErzieherInnenverhalten fort sie führen die Papilio-Maßnahmen mit den Kindern durch und sie beziehen die Eltern mit ein. Gebannt verfolgen die Kindergartenkinder wie "Paula und die Kistenkobolde" den Umgang mit Gefühlen lernen.

Mehr Informationen finden Sie auch unter: www.papilio.de